Der Wendehals (Jynx torquilla) trägt seinem Namen aufgrund seiner eigentümlichen Drehbewegung des Kopfes. Sie sind Teil seines Aggressionsverhaltens in der Nähe der Bruthöhle. Dabei werden die Kopffedern aufgestellt, der Hals langgestreckt und der Schnabel in Richtung des Aggressors gerichtet. Mit schlangenartigen Bewegungen von Kopf und Hals, begleitet von einem lauten Zischen, versucht er den Eindringling zu beeindrucken.
Von unseren heimischen Spechten ist nur der Wendehals ein Zugvogel, der im Süden der Iberischen Halbinsel und südlich der Sahara überwintert. Sein Nahrungsspektrum macht ihn zum Zugvogel. Der Wendehals ernährt sich hauptsächlich von Rasenameisen, deren Larven und Puppen. Er ist nicht in der Lage, wie andere Spechtarten an einem Stamm zu landen. Auch Bruthöhlen legt er nicht selbst an, sondern nutzt bevorzugt alte Buntspechthöhlen.
Größe: 16-18 cm
Gewicht: 30-50 g
Verbreitung: Nordafrika, Eurasien bis Sachalin
Nahrung: Vor allem Ameisen, auch andere Insekten und deren Larven, selten Beeren
Lebensraum: offene, mit Bäumen durchsetzte Landschaft, Streuobstwiesen, Parkanlagen mit wenig entwickelter Graslandschaft
Zugverhalten: Langstreckenzieher, in SW-Europa und Nordafrika, Standvogel
Brutzeit: Mai - Juni (Mitteleuropa)
Nest: Höhlenbrüter in Baumhöhlen oder Höhlen anderer Spechte, auch in Nistkästen
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 7-10 (5-14) Eier, 1-2 (3) Bruten pro Jahr, Brutdauer 11-14 Tage, flügge nach 19-22 Tagen
Höchstalter: 10 Jahre (Ringablesung)
Bestand: 10.500-19.500 Brutpaare in Deutschland, 0,67-1,6 Millionen in Europa, 3,0-7,2 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet (Trend: abnehmend)
In Deutschland Zugvogel, Brutvogel, fehlt weitgehend in Bayern und West- und Norddeutschland, Rote Liste Kategorie 3, gefährdet, Trend zunehmend.
Der Gesang des Wendehalses ist nur in der Brutzeit zu hören. Der weithin hörbare Balzruf besteht aus 8–15 Silben wie „wied“ oder „wäd“ und wird einzeln oder im Duett vorgetragen. Bei intensiver Balz können bis zu sechs Reihen pro Minute erklingen. Ein leiser, knurrender Kontaktlaut („kru“ oder „gräb“) ist bei Begegnungen, Kopulation oder Brutablösungen zu hören. Der laute, an- und absteigende Warnruf („teck“-Serie) tritt vor allem während der Jungenaufzucht auf, während erschreckte Altvögel schrille Angstschreie äußern. Nestlinge geben zunächst gepresste, zirpende Laute von sich, die später in Zischen und helle trillerartige Bettelrufe übergehen.
Der Wendehals kommt vorwiegend im westlichen Nordosten Deutschlands häufig vor, besonders in den offenen Landschaften von Mecklenburg und Brandenburg. Auch in Mitteldeutschland gibt es größere Vorkommen, etwa in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Im nordwestlichen Tiefland sowie in höheren Lagen der Mittelgebirge ist er dagegen nur vereinzelt zu finden. In Süddeutschland tritt er hauptsächlich im Alpenvorland, am Lechfeld und entlang von Donau und Isar auf. Im Nordwesten und Südwesten fehlt die Art weitgehend, da dort großflächig Wälder und feuchte Niederungen überwiegen, die nicht zu seinen Ansprüchen passen.
Der Wendehals kann ein breites Spektrum an Lebensräumen nutzen und ist auch in Sekundärbiotopen anzutreffen. Voraussetzung ist eine kurze, schüttere Bodenvegetation mit einem reichhaltigen Angebot an Ameisen. Er bevorzugt ein mildes und trockenes Klima und fehlt daher im atlantisch geprägten Nordwesten Deutschlands. Im Südwesten Bayerns ist die Art nur vereinzelt oder gar nicht vertreten.
Die Überwinterungsgebiete der europäischen Wendehalspopulation liegen im Mittelmeerraum und südlich der Sahara bis zum Äquator. In Deutschland findet der Durch- und Heimzug von Mitte April bis Mitte Mai statt. Das Brutrevier wird oft schon kurz nach dem Flüggewerden der Jungvögel Ende Juni verlassen. Der Wegzug in das Winterquartier setzt Mitte August ein und erstreckt sich bis in den Oktober. Deutsche Brutvögel überwintern bevorzugt auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika, während Vögel aus Fennoskandinavien weiter südlich der Sahara überwintern.
Der Bestand des Wendehalses ist in Deutschland durch vielfältige Einflüsse stark zurückgegangen. Wichtige Ursachen waren die Zerstörung von Lebensräumen durch Flurbereinigung, der Verlust alter Streuobstwiesen, hoher Nährstoffeintrag mit der Verarmung ameisenreicher Graslandschaften sowie der Einsatz von Bioziden in der Landwirtschaft. Besonders kritisch ist dies, da der Wendehals in der Brutzeit auf das Vorkommen bestimmter Ameisenarten angewiesen ist. Sehr deutlich war der Rückgang zu Beginn der 1990er Jahre, in den vergangenen Jahren hat sich der Bestand jedoch stabilisiert. In der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland wird er als gefährdet (Kategorie 3) geführt; derzeit brüten rund 10.500–19.500 Paare, mit Zunahmen vor allem im süddeutschen Raum.
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland.. DDA, abgerufen am 17.07.2025.
Um auf seinen besonderen Schutzstatus oder auf den gefährdeten Lebensraum hinzuweisen, ist der Wendehals mehrfach zum Vogel des Jahres gekürt worden.
Der Wendehals hat für einen Specht einen ziemlich kurzen Schnabel. Deutlich kleiner als eine Amsel gehört er mit dem Kleinspecht in Deutschland zu den kleinsten Spechtarten. Sein baumrindenfarben gemustertes Gefieder tarnt ihn gut. Männchen und Weibchen unterscheiden sich nicht.
Jungvögel haben ein schmutzig graubraunes, weniger kontrastreiches Gefieder, wobei die Bauchseite eine schmale Bänderung aufweist, anstelle der für die ausgewachsenen Vögel typischen pfeilspitzenförmigen Abzeichen.
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