Die Trauerente (Melanitta nigra) und die Samtente sind zwei Entenarten, die in Mitteleuropa, hauptsächlich in den Wintermonaten, in großen Schwärmen an den Küsten von Nord- und Ostsee auftauchen.
Bis in das 20. Jahrhundert hat die Trauerente die Speisekarte der französischen Katholiken bereichert. Das Freitagsfasten hatte in der katholischen Kirche Frankreichs seit dem 6. Jahrhundert Tradition. Den gläubigen Christen wurde auferlegt, am Freitag kein Fleisch zu essen. Die Trauerente war davon ausgenommen. Diese Ente, die nicht Frankreich brütete und in den Monaten August bis in den April in großen Schwärmen vor der französischen Küste auftaucht, verfing sich oft in den Netzen der Fischer. Diese deklarierten sie als Fisch und verkauften sie an die Katholiken. Fisch auf der Speisekarte war am Freitag erlaubt. Heutzutage besteht diese Tradition nicht mehr.
Größe: 43–54 cm
Gewicht: Männchen 964–1339 g, Weibchen 973–1233 g
Verbreitung: Brutgebiete in Ostgrönland, Island, Nordbritannien, Skandinavien und Nordrussland bis zum Fluss Olenek in Sibirien; Winterquartiere
in der Ostsee, an der Atlantikküste Europas und Nordafrikas bis Mauretanien sowie im westlichen Mittelmeer.
Nahrung: Vorwiegend Meeresmuscheln (u. a. Macoma, Mya, Mytilus), andere Wirbellose (Krustentiere, Würmer, Insekten), Kleinfische, im Sommer auch Insektenlarven; Jungvögel nehmen anfangs Samen
und Insekten, später wie Altvögel.
Lebensraum: Brut an Süßwassergewässern der Tundra oder Taiga (auch Hochmoore), bis 700 m Höhe; außerhalb der Brutzeit vorwiegend in küstennahen
Flachwasserbereichen (< 20 m) auf dem Meer, seltener an Binnengewässern.
Zugverhalten: Zugvogel; Mauserzug ab Juni (vor allem Männchen und Jungvögel); Hauptzug ab Spätsommer, Rückkehrbewegung Feb–Mai; Überwinterung an
europäischen und nordafrikanischen Küsten; gelegentliche Irrgäste südlich des regulären Areals.
Brutzeit: Mai–Juni (erste Jungvögel in Schottland im Juli)
Nest: Bodennest in Mulde, mit Gras, Moos, Flechten und Daunen ausgepolstert; gut versteckt in Vegetation oder unter Sträuchern, gelegentlich
weit entfernt vom Wasser.
Fortpflanzung: 6–8 Eier (4–11 möglich); Brutdauer: 27–31 Tage; Nestlingszeit: 45–50 Tage; Betreuung nur durch das Weibchen. Angaben zur
Paarbindung fehlen.
Höchstalter: Mindestens 16 Jahre (beringter Vogel)
Bestand: Westpaläarktis mind. 1,6 Mio. Wintervögel; Russland 100.000–120.000 Brutpaare; Island 400–600, Großbritannien ca. 100, Irland 60–70,
Norwegen 1.000–5.000, Schweden 1.500–3.000, Finnland 1.000–1.500 Paare.
Status: Nicht gefährdet (Least Concern)
In Deutschland: Ganzjähriger Nahrungsgast in der deutschen Nord- und Ostsee, mit um die 200.000 überwinternden Vögeln in der Pommerschen Bucht.
Etwas ruffreudiger als die Samtente. Die Rufe sind eine Reihe hoher peifähnlicher Töne, die auch im Flug vorgetragen werden.
In Deutschland ist die Trauerente ein Wintergast, der im Bereich der Küste von Nord- und Ostsee mausert und überwintert. Die Rastbestände können sowohl in der Nord- als auch in der Ostsee mehrere zehntausend Vögel umfassen. Die Gewässer um die Insel Rügen, die sogenannte Pommersche Bucht, zählen zu den wichtigsten Rastgebieten von Samt- und Trauerenten.
Zur Überwinterung treffen die Vögel ab Oktober ein. Die Trauerenten sammeln sich zunächst in der westlichen Ostsee zwischen der Wismarer Bucht und dem Darß. Bis zum Frühjahr verschiebt sich das Vorkommen in die Pommersche Bucht, vor die Oderbank. Das Wintervorkommen in diesem Bereich wird auf 170 bis 230 Tausend Trauerenten geschätzt.
Das Gewässer an der Oderbank nutzt die Trauerente auch zum Übersommern und Mausern. Zwischen Juni und September wurden hier schon bis zu 220 Tausend Vögel festgestellt.
Die Trauerente ist in Österreich ein Wintergast, der von November bis April beobachtet werden kann. Es sind nur sehr wenige Vögel dieser Meeresente, die den Weg von den Küsten bis nach Österreich schaffen. Beobachtet werden die Trauerenten dann an den größeren Gewässern wie dem Bodensee oder der Donau.
Weit ab liegt die Schweiz von den Zugwegen der Trauerente. Sie zieht entlang der Küste bis vor Westafrika. Nur selten taucht deswegen diese Ente in den Wintermonaten in der Schweiz auf. Festgestellt wird sie dann von Oktober bis Mai, bevorzugt an den großen Seen, wie dem Bodensee, dem Genfersee und dem Neuenburgersee. Oft sind es einzelne Vögel. Die Art wird auch nicht jedes Jahr beobachtet.
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