Der Eleonorenfalke (Falco eleonorae) ist ein Langstreckenzieher, der im Mittelmeerraum brütet und auf Madagaskar überwintert. Er ist vom italienischen Wissenschaftler Giuseppe Gené (1800 - 1847) nach der sardischen Regentin Eleonora von Arborea (1350–1404) benannt, die sich für den Schutz von Greifvögeln einsetzte.
Seine gesamte Lebensweise ist an den Zug kleiner Singvögel angepasst: Er brütet auf abgelegenen, meist unbewohnten Inseln im Mittelmeerraum entlang der Zugrouten, legt die Eier spät (Juli–August) in den Zeitraum des Herbstzuges und erbeutet während der Jungenaufzucht fast ausschließlich ziehende Kleinvögel, die er oft im schnellen Flug über dem Meer fängt.
Zu den häufigsten Beutevögeln zählen Laubsänger, Neuntöter, Grauschnäpper, Braunkehlchen, Baumpieper und Dorngrasmücken; außerdem Kurzzehenlerchen, Steinschmätzer, Waldlaubsänger, Gelbspötter und gelegentlich Schafstelzen.
Größe: 36–42 cm;
Flügelspannweite: 84–105 cm
Gewicht: ♂ 350–390 g, ♀ 340–460 g
Verbreitung: Inseln und Felsküsten von Kanarischen Inseln und NW-Marokko ostwärts durch Mittelmeer bis griechische Inseln; überwintert in Madagaskar, wenige in Mosambik und auf den Maskarenen
Nahrung: große fliegende Insekten, kleine Vögel bis Wiedehopfgröße; Insekten außerhalb des Zuges und im Winterquartier; jagt über Meer und an Küsten, gelegentlich Fledermäuse;
Lebensraum: Kleine, meist unbewohnte Inseln, Vogelzugrouten; im Winter in offenem Wald, Waldgebieten, Feuchtgebieten, Reisfeldern und an Seen, meist 600–1500 m
Zugverhalten: Zugvogel; Abzug aus Brutgebieten Mitte Oktober bis Anfang November nach Madagaskar, Rückkehr Ende April bis Mai; einzelne Überwinterer auch in Ostafrika und auf den Maskarenen
Brutzeit: Mitte Juli bis August
Nest: Koloniebrüter, bis 300 Paare; Nistplätze in Höhlen und Vorsprüngen von Meeresklippen, am Boden unter Büschen oder in Spalten;
Fortpflanzung: monogam; 1–4 Eier; eine Brut pro Jahr; Brutdauer 28–33 Tage, ausschließlich ♀; Nestlingszeit 28–37 Tage; Jungvögel verlassen Kolonie etwa zwei Wochen nach dem Flüggewerden
Höchstalter: 11 Jahre und 2 Monate
Bestand: 14.200-14.500 Brutpaare in Europa, 32.400-33.300 Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet (Trend: zunehmend)
In Deutschland seltener Gastvogel, bisher 9 Nachweise in Deutschland, zuletzt 2015 in NI, BB und SH
Schnelle „kjä-kjä-kjä-kjäck“-Rufreihen, ergänzt durch ein kläglich vibrierendes „kjäh-kjäh“ sowie turmfalkenähnliche „wrieh“-Laute.
In Deutschland wurde der Eleonorenfalke bislang 14 Mal nachgewiesen (Stand 2022). Die erste gut dokumentierte Beobachtung gelang 1999 auf Helgoland, als ein Falke der dunklen Morphe beobachtet wurde, der zwei Stunden später auch auf Wangerooge erschien. Besonders häufig wurde die Art seither in Schleswig-Holstein (4 Nachweise) und auf Helgoland (4 Nachweise) registriert. Die Beobachtungen erfolgten zwischen Mai und Oktober, mit einem Schwerpunkt im Spätsommer und Herbst. Insgesamt wurde die dunkle Morphe achtmal und die helle Morphe sechsmal festgestellt. Die älteste bekannte Beobachtung geht auf Heinrich Gätke zurück, der von einem am 26. Mai 1879 auf Helgoland erlegten Eleonorenfalken berichtete. Diese und einige weitere Nachweise aus den letzten Jahren wurden jedoch von deutschen Avifaunisten als nicht ausreichend dokumentiert eingestuft. Gerade die helle Morphe kann leicht mit dem Baumfalken verwechselt werden. Zuletzt wurde der Eleonorenfalke im August 2017 in Nordfriesland (SH) festgestellt.
Der Eleonorenfalke lebt während der Fortpflanzungsperiode auf kleinen, meist unbewohnten Felsinseln oder an unzugänglichen Steilküsten. Dort befinden sich seine Brut- und Ruheplätze, während der Luftraum über dem Meer als Jagdgebiet für durchziehende Kleinvögel genutzt wird.Immature Vögel und nicht brütende Altvögel streifen im Sommer weiträumig umher und können zwischen Mai und Oktober weit abseits der Brutgebiete beobachtet werden. Im Winterquartier auf Madagaskar bewohnt er offene Wälder, Feuchtgebiete, Reisfelder und Seen, überwiegend in 600–1500 m Höhe, gelegentlich bis 2175 m.
Der Eleonorenfalke verlässt seine Brutgebiete im Mittelmeerraum von Mitte Oktober bis Anfang November und zieht nach Madagaskar. Eine kleinere Anzahl von Vögeln überwintern auch in Ostafrika, auf den Maskarenen, den Seychellen und den Komoren. Die Rückkehr in die Brutgebiete erfolgt Ende April bis Mai, wobei einzelne Vögel vor Beginn der Brut weiträumig zur Nahrungssuche umherstreifen. Satellitendaten zeigen, dass Altvögel größtenteils früher im Herbstzug starten als Jungvögel und eine direktere Route nehmen, während Jungvögel längere Zwischenstopps in Westafrika einlegen.
Der Eleonorenfalke ist ein schlanker, mittelgroßer Falke mit langen, spitzen Flügeln und relativ langem Schwanz. Er tritt in heller und dunkler Morphe sowie in Zwischenformen auf. Die helle Morphe ähnelt dem Baumfalken und zeigt einen deutlich erkennbaren Bartstreifen, während Vögel der dunklen Farbvariante einheitlich schwarzbraun gefärbt sind. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in der Farbe von Wachshaut und Lidring: Männchen orangegelb, Weibchen bläulichgrün. Jungvögel sind insgesamt bräunlicher, mit blaugrauem Schnabel, heller Wachshaut und Lidring sowie gelblichgrünen Füßen.
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